Ignoranti quam portum petat nullus suus ventus est

Für den, der nicht weiß, welchen Hafen er anstrebt, ist kein Wind seiner, so schreibt Seneca in der Epistulae morales ad Lucilium (71,3).

Heutzutage wissen leider die Wenigsten, was sich hinter diesem Spruch von Seneca verbirgt. Je genauso Wenige gibt es wahrscheinlich, die sich aufgefordert fühlen den Spruch umzusetzen. In Zeiten von Dissruption und Überflutung von Reizen wäre das aber sinnvoll: Das Ziel stets vor den Augen zu haben, die Ressourcen zu bündeln und damit effektiver gegen die Widrigkeiten des Lebens gerüstet zu sein.

Was für den Einzelnen gilt, das gilt auch für Unternehmen: Damit wären wir schon in media res. Unsere Beobachtungen zeigen, viele Unternehmen versuchen auf jeden Reiz des Marktes – seien es nun Aktionen der Mitbewerber oder seien es oder neue Technologien – zu reagieren und jedes noch so kleines Lüftchen nachzugehen. Wir reagieren statt zu agieren. Das Resultat ist oft ein wirres Hin und Her – eben gemäß Seneca – kein Wind führt in den Hafen, sondern man irrt auf dem Ozean der Gelegenheiten.

 

Die Wirkung eines von Anfang an klargesetzten Ziel wird oft unterschätzt: Eine Vision, einer zielgerichteten Mission zu folgen und dann ruhig umzusetzen, wäre aber richtig und daher wünschenswert. Stattdessen werden Unternehmen oft von Versagungsangst oder Quickwins (low hanging fruits) getrieben. Oft ist jedoch der Wunsch nach dem Vergleich der Mitbewerber viel zu groß und gefährlich – jedem Trend nachzugehen, schwächt nur das Unternehmen. Außerdem, die Hidden Agenda des anderen ist nicht bekannt, also stick to the plan! Warum so viele Anglizismen (buzz words)? Es ist nur ein plattes Beispiel, wie lächerlich sich das anhört, wenn jemand – in dem Fall ich – versucht, auf Teufel komm raus verbal am Puls der Zeit zu sein.

Nachahmen ist eine subtile Form der Anerkennung. Aber jedes Unternehmen, wie auch jeder Mensch ist unterschiedlich, hat unterschiedliche Bedürfnisse und unterschiedliche Ziele, sozusagen maßgeschneidert. Nach links oder rechts zu schielen hilft nichts. Natürlich, sind Kurskorrekturen notwendig, um das Ziel sicher (iterativ) zu erreichen, aber stets mit dem Zielhafen vor den Augen. Sollten dann die Winde von noch so unterschiedlichen Richtungen und Stärken kommen, werden sie das Schiff stets zielgerichtet voranbringen. Das kann inspirierend wirken und andere werden dann unseren Winden folgen.

PS: … und ja, die Ausrichtung des Bildes ist beabsichtigt und kein Fehler.