Der rosarote Pareto-Effekt: 80% ist das neue 100%

Ein Beitrag von BarraBoo

„Dieses Prinzip besagt, dass 80% der Ergebnisse mit 20% des Gesamtaufwandes erreicht werden. Die verbleibenden 20% der Ergebnisse benötigen mit 89% die meiste Arbeit.“ *

Müssen wir uns damit abfinden, dass man heutzutage kaum noch an seine Grenzen geht, bzw. gehen muss? Stattdessen scheint in unserer Gesellschaft immer mehr der sprichwörtliche Dienst nach Vorschrift üblich zu sein. Überstunden sind verpönt, pünktlich wird Feierabend gemacht: Die neue Maxime wird hoch gehalten: … Man arbeitet um zu leben, und nicht wie früher … zu leben, um zu arbeiten. Der Stellenwert der Familie hat eine neue positive Dimension erreicht, und das umfangreiche Freizeitangebot tut sein Übriges. Dieses Verhalten sollte nicht bewertet werden: Jede Generation setzt neue Maßstäbe und das ist auch gut so. Wohl gemerkt, es sind eher die Millenials und weniger die Gen Zeds.

 

Es ist jedoch diese Zufriedenheit, die sich in unserer jetzigen Gesellschaft eingeschlichen hat. Zufrieden ist zwar ein schönes Adjektiv, aber passiv und satt. Ich möchte auch nicht lamentieren, die Maßstäbe und Anforderungen sind in allen Bereichen um ein Vielfältiges gestiegen. Sehen wir nur mal den Bereich Sport, speziell der Leistungssport und aus aktuellem Anlass die Fußballer bei der WM in Russland. Ich meine, es ist immer noch eine Ehre, für sein Land zu spielen – Vorgeschichten und Formalien lassen wir außen vor. Wir alle gehen davon aus, dass jeder Spieler auf seiner Position sein Bestes gibt – unabhängig davon, wie viel Talent ihm zugeschrieben wird. Für jedes Spiel wird von den Trainern neben gründlicher Analyse der Gegner die taktischen Konzepte erarbeitet. Wie bei einem Schachspiel müssen die Spieler entsprechend des Spielverlaufs dann auch andere Positionen als üblich besetzen, was nicht selten zu vermehrten Ballverlusten und Fehlpässen führt. Als Zuschauer spürt man von den Akteuren dann auch eine Form von „Selbstaggression“ auf dem Platz, wenn nichts klappt. Wir muntern sie auf, hoffen dann auf Besserung und sind zuversichtlich – und wenn nicht … dann hat eine Fußballweisheit die Erklärung… „hast du einmal Scheiße am Schuh…“. Dann war’s das. Das gilt jedoch nur für einzelne Spieler, doch nicht für die ganze Mannschaft, der letzte Weltmeister. Bei dieser WM 2018 war davon nichts Positives im Mannschaftsgefüge mehr zu sehen, obwohl 80% der Spieler im aktuellen Kader waren. Gründe für das Ausscheiden des Teams in Vorrunde gibt es diverse. Die persönliche Einstellung jedes Spielers, … das Turnier ist lang, wir müssen noch ein paar Körner für die K.o.-Runde aufsparen und wir sind gut genug, mit wenig Aufwand diese Vorrunde zu bestreiten, also dem Paretoprinzip nach 20% geben, um 80% zu bekommen. Leider hat denen keiner gesagt, dass für die letzten 20% bis zum 100% bedarf es noch ein 80% Aufwand. Ebenfalls schien der Mannschaft nicht klar zu sein, dass andere (Fussball-) Nationen vielleicht bereit sind alles zu geben, eben 100%. Im Global Village haben sich auch die „kleinen“ emanzipiert, s. Island.

Auch wenn diese Tatsache, mit dem falschen Mindset eine WM bestreiten zu wollen, auf die meisten großen Mannschaften zutrifft, macht nicht zufriedener. Viele der hochgelobten Favoriten wie Spanien, Portugal oder eben die Deutschen sind aus dem Turnier ausgeschieden, während andere wie die Brasilianer oder Belgier weit hinter den Erwartungen „performen“. Inzwischen könnte man auch kritische Worte von den Spielern vermehmen, echter Wille zum Sieg und Kampfbereitschaft haben gefehlt, Führungsspieler waren nicht dominant genug und als Fazit: Die hochgelobte „Mannschaft 2018“ mit der erlebten Einstellung der Musketiere… einer für alle… ist jetzt einem Achselzucken gewichen und mit Wunsch auf Besserung. Nun, ja, wir Fußballfans können schon einiges ab mit der Erkenntnis: Zwischen den beiden Ohren der Spieler begann das Desaster – Fußballspielen werden sie auch weiter können, mit oder ohne dem Pareto-Effekt. Was bleibt ist das Prinzip Hoffnung. Glück auf!

*(Quelle: Wikipedia)